EME (Erde-Mond-Erde Verbindungen)
Geschichte und Technik
Als vor einigen Jahren in unserem OV W22 die Idee reifte, einen ehemals von der NVA genutzten 10-m-Spiegel zu übernehmen und für den Amateurfunk nutzbar zu machen, sagte mancher, dass sei eine Nummer zu groß. Der harte Kern jedoch war bereits von der Idee begeistert. Nachdem eine große Mehrheit des OV´s die Hemmschwelle vor einem viele Tonnen schweren Koloss überwunden hatte, war bald ein Antrag auf Nutzung des Spiegels gestellt. Dem folgte eine vorläufige Nutzungsgenehmigung durch das Bundesvermögenssamt Halle. Denn bis zum Kauf des Geländes, auf dem der Spiegel steht (am Flugplatz Dessau), sollten noch weitere Jahre vergehen.
Der Stadtbebauungsplan sah an dieser Stelle keine Bebauung vor,
und andere Interessenten für das „HF-Monster“ gab es nicht. Alle Hürden deutscher Bürokratie und Gründlichkeit waren genommen und wir konnten zur Sache und somit zum zunächst schwierigsten Teil der Aktion, der Inbetriebnahme, kommen. Keine Unterlagen, und von den ehemaligen Betreibern, soweit noch erreichbar, Schulterzucken… Doch bald hieß es: Und er dreht sich doch! Das tonnenschwere Teil setzte sich in Bewegung. Zuerst ließ sich Azimut und nach einigen Schwierigkeiten auch die Elevation bewegen. Das war ein erhebender Augenblick und die Bestätigung, dass die wichtigsten elektrischen und mechanischen Funktionen noch in Takt sind.
Weitere Wartungsarbeiten wurden durchgeführt und erste Konzepte für eine den Bedingungen des Amateurfunks angepasste Steuerung erarbeitet. Fragen zur Empfangs- und Sendetechnik kamen auf die Tagesordnung. Welche Frequenzen? Welche Erreger? Welche Sendeleistung? Wer soll das alles und wie bewältigen? Fragen über Fragen! Sollten die Zweifler Recht behalten? Sollte der Spiegel doch eine Nummer zu groß sein? Wir hörten jedoch nach wie vor von allen Seiten, dass großes Interesse vorhanden ist und es wichtig sei, den Spiegel unbedingt für den Amateurfunk zu erhalten.
Wir nutzen ihn seit dem Herbst 2000, um auf dem 23cm-Band EME-Verbindungen in CW, WSJT und manchmal auch in SSB herzustellen. Im Verlaufe eines Jahres gibt es mehrere weltweite EME-Conteste an denen wir teilnehmen. Bei günstiger Stellung des Mondes kann man auch am Wochenende mit Aktivitäten rechnen. Weiterführende Informationen zu dieser Betriebsart gibt es hier.
Der Spiegel hat einen Durchmesser von 10m mit einem f/D=0,4 und bei einer Nutzung bei 1,3GHz einen Öffnungswinkel von 3 Grad. Die Bewegung in der Elevation erfolgt mit zwei Motoren. Gegengewichte machen eine Bremse unnötig. Im Azimut wird der Spiegel von einem Motor bewegt. Eine magnetische Bremse stoppt die Achse. Das Schwenken und Drehen geht sehr langsam mit etwa 45 Grad in 15 Minute. Die Anzeige erfolgt über Inkrementalgeber mit einer Genauigkeit von 1/100 Grad. In den Spiegel gelangt man durch eine Luke am schwenkbaren Teil und eine abschraubbare Klappe in der Spiegelmitte.
Der Strahler ist ein Septum Feed mit dem eine zirkulare Polarisation erzeugt wird. (weiter Informationen zum Septum Feed)
Send- und Empfangskabel sind getrennt. (TX – 7/8″ Flexwell + Ecoflex 15 + 7/8″ Flexwell / RX – Aircom plus + 1/2″ Cellflex). Die flexiblen Kabel sind in den Drehpunkten erforderlich. Ein Vorverstärker am Strahler verstärkt die ankommenden Signale. Es folgt ein Transverter, der 1296MHz auf 144MHz umsetzt und der Transceiver. Gesendet wird mit einer 500W-Transistor-PA.
HB9BBD hat unsere Signale am 31.07.2001 mit seinem 10m Spiegel aufgezeichnet.
Das hörte sich so an:
in CW: hb9bbd-dk0zab-cw
in SSB: hb9bbd-dk0zab-ssb
Spiegelstandort: JO61CT59DP